Was ist eine SLC6A1 bedingte neuronale Entwicklungsstörung?

Auf dieser Seite wird die Veränderung des SLC6A1-Gens für Betroffene verständlich erklärt. Diese Seite soll ein erstes Verständnis für die Erkrankung geben, ersetzt allerdings keinesfalls eine umfassende ärztliche Beratung. 

Zahlen 
& Fakten

Überblick über die wichtigsten Zahlen und Fakten zu einer SLC6A1-bedingten neuronalen Entwicklungsstörung:

Symptome 
& Diagnose

Typische Symptome und der Ablauf der Diagnose:

 

Entwicklung 
& Alltag

Entwicklung und Alltag mit einer SLC6A1-bedingten neuronalen Entwicklungsstörung:

Unterstützung & Hilfe

Unterstützung und Hilfe für Betroffene und deren Angehörigen:

Zahlen & Fakten

Wie häufig ist SLC6A1?

 

Die SLC6A1-bedingte neuronale Entwicklungsstörung, im Englischen SLC6A1-related neurodevelopment disorder (SLC6A1-NDD), gehört zu den seltenen genetischen Erkrankungen. Leider gibt es nur wenige verlässliche Zahlen, wie viele Menschen wirklich betroffen sind. Laut Simons Searchlight gibt es weltweit mindestens 209 Fälle, die tatsächliche Zahl könnte jedoch deutlich höher liegen – viele Fälle bleiben bislang unentdeckt oder werden fehldiagnostiziert, da die Symptome anderen Epilepsieformen ähneln.

 

Für Deutschland gibt es keine offizielle Erhebung. Basierend auf internationalen Häufigkeitsschätzungen - ca. 2,65 Fälle pro 100 000 Geburten - (Lopez-Rivera et al, 2020) könnten hierzulande ca. 20 betroffene Kinder pro Jahr geboren werden – viele davon wahrscheinlich lange ohne genetische Diagnose.

 

Es gibt sowohl in Europa (SLC6A1 Europe) als auch in Amerika (SLC6A1 Connect) Allianzen, die sich für die Schaffung eines europäischen bzw. internationalen Patientenregister engagieren. Des Weiteren gibt es verschiedene internationale Studien (z.B. Simons Searchlight oder Citizen Health), die einen Teil der Betroffenen durch freiwillige Eintragung erfassen. 

 

Was ist die Ursache?

 

Die Erkrankung wird durch eine Mutation im SLC6A1-Gen ausgelöst. Dieses Gen ist zuständig für den GABA-Transporter 1 (GAT-1) – ein Eiweiß, das den wichtigsten hemmenden Botenstoff im Gehirn (GABA) reguliert. Wird dieser Transport gestört, gerät das Gleichgewicht im Nervensystem aus der Balance – was zu epileptischen Anfällen, Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensauffälligkeiten führen kann.

In den meisten Fällen handelt es sich um eine de novo-Mutation – die Veränderung entsteht spontan und wurde nicht vererbt.

 

Wie sieht es in Deutschland aus?

 

Es gibt bislang keine zentrale Patientenregistrierung für SLC6A1 in Deutschland. Die Diagnosen werden meist in Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ) oder Epilepsieambulanzen gestellt. Viele Familien berichten von einem langen Weg bis zur richtigen Diagnose. Mit SLC6A1 Deutschland sollen die betroffenen Familien bestmöglich vernetzt werden, um die Bekanntheit dieser Erkrankung zu steigern und so hoffentlich mehr Diagnosen zu ermöglichen. 

 

Weiterführende Links (externe Seiten):

Symptome & Diagnose

Welche Symptome können auftreten?

 

Die Symptome einer SLC6A1-bedingten Entwicklungsstörung sind vielfältig und unterscheiden sich von Kind zu Kind. Einige der häufigsten Merkmale sind:

  • Epileptische Anfälle, meist im Kleinkindalter beginnend
    (z. B. Absencen, Myoklonien oder Sturzanfälle)
  • Verzögerte Sprachentwicklung
  • Motorische Entwicklungsverzögerungen (z. B. spätes Laufen oder unsicheres Gangbild)
  • Kognitive Beeinträchtigungen, von Entwicklungsverzögerung bis geistige Behinderung
  • Verhaltensauffälligkeiten, wie z. B.: erhöhte Impulsivität, Merkmale aus dem Autismus-Spektrum, Konzentrationsprobleme oder ADHS-ähnliches Verhalten, stereotype Bewegungen (z. B. „Händeflattern“)

Die Ausprägung der Symptome ist sehr individuell – manche Kinder sind nur leicht betroffen, andere benötigen umfassende Unterstützung im Alltag.

 

Wann sollte man an SLC6A1 denken?

 

Die Erkrankung wird oft erst spät erkannt – viele Familien haben zuvor einen langen „Diagnose-Marathon“ hinter sich. Hinweise können sein:

  • Epilepsie, die auf klassische Medikamente nicht gut anspricht
  • Entwicklungsverzögerung in mehreren Bereichen gleichzeitig (Sprache, Motorik, Kognition)
  • auffälliges Sozialverhalten oder starke emotionale Reaktionen
  • bekannte Epilepsieformen mit unklarer Ursache (z. B. Verdacht auf Doose-Syndrom)

Wie wird SLC6A1 diagnostiziert?

 

Die Diagnose erfolgt über eine genetische Untersuchung, meist im Rahmen eines sogenannten Exom-Sequenzierungstests oder Epilepsie-Gentests.
Dabei wird gezielt nach Mutationen in Genen gesucht, die mit Epilepsie und Entwicklungsstörungen in Verbindung stehen.

Ein solcher Gentest wird in der Regel nach Empfehlung des behandelnden Neuropädiaters bzw. Neurologen in einer spezialisierten Einrichtung für klinische Genetik bzw. Humangenetik durchgeführt. 

 

Weitere Informationen zur Durchführung einer genetischen Untersuchung finden sie auf der Seite Gesundheitsinformation.de und im Gendiagnostikgesetz (GenDG).

 

Warum ist eine Diagnose wichtig?

 

Sie schafft Klarheit für Familien – und beendet oft eine lange Zeit der Unsicherheit. Sie ermöglicht eine gezieltere Behandlung der Symptome, auch wenn es noch keine ursächliche Therapie gibt. Außerdem können sich Familien anderen Betroffenen vernetzen und durch die Teilnahme an Forschungsprojekten oder Studien die Verbesserung der Behandlungsmöglichkeit unterstützen. 

Entwicklung & Alltag

Wie wirkt sich SLC6A1 im Alltag aus?

 

Kinder mit einer SLC6A1-bedingten Entwicklungsstörung zeigen oft eine verzögerte Entwicklung – körperlich, sprachlich, kognitiv und sozial. Die Ausprägungen sind jedoch sehr unterschiedlich: Manche Kinder benötigen umfassende Unterstützung, andere entwickeln sich langsamer, aber stabil.

Eltern berichten häufig über:

  • verzögerte Sprachentwicklung – viele Kinder sprechen später oder haben anhaltende Sprachprobleme
  • motorische Unsicherheiten – z. B. instabiler Gang, Gleichgewichtsprobleme
  • kognitive Beeinträchtigungen – z. B. bei Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit oder Lernen
  • Verhaltensbesonderheiten – etwa ADHS-ähnliche Symptome oder Merkmale aus dem Autismus-Spektrum
  • Epilepsieanfälle, die den Alltag zusätzlich belasten können

Was hilft im Alltag?

 

Es gibt keine Heilung, aber viele Möglichkeiten zur Förderung:

  • Frühförderung (z. B. Ergotherapie, Logopädie, Heilpädagogik)
  • Interdisziplinäre Frühförderstellen oder Sozialpädiatrische Zentren (SPZ)
  • Pflegeleistungen, Behindertenausweis, Eingliederungshilfe (je nach Bedarf)
  • Kontakt zu anderen Betroffenen – über SLC6A1 Deutschland oder internationale Gruppen
  • Aufklärung im sozialen Umfeld (Kita, Schule), um Verständnis zu schaffen

Welche Perspektiven gibt es?

 

Die Entwicklung verläuft meist verzögert, aber nicht zwingend rückschreitend. Viele Kinder lernen laufen, sprechen erste Wörter, bauen Beziehungen auf – in ihrem Tempo. Auch wenn die Entwicklung nicht „typisch“ verläuft, können viele Fähigkeiten durch gezielte Förderung gestärkt werden.

 

Wichtig zu wissen:

 

Kein Kind ist wie das andere.

Jedes erreichte Ziel – sei es ein Wort, ein Schritt oder ein Lächeln – ist ein riesiger Fortschritt.

Eltern brauchen Geduld, Kraft – und gute Begleitung. Gerade dafür kann ein Austausch mit anderen betroffenen Familien helfen. 

Unterstützung & Hilfe

Was brauchen Familien nach der Diagnose?

 

Die Diagnose SLC6A1 bringt viele Fragen, Sorgen und Unsicherheiten mit sich. Oft stehen Eltern plötzlich vor einem Berg aus medizinischen Begriffen, neuen Alltagssituationen und organisatorischen Herausforderungen.

Gerade jetzt ist es wichtig zu wissen: Ihr seid nicht allein.

 

Welche Hilfen gibt es?

 

Familien haben Anspruch auf vielfältige Unterstützung. Einige zentrale Anlaufstellen und Leistungen:

  • Sozialpädiatrische Zentren (SPZ): bieten interdisziplinäre Betreuung, Diagnostik und Therapieplanung.
  • Frühförderstellen: begleiten Kinder mit Entwicklungsverzögerungen ab dem Säuglingsalter.
  • Pflegegrad: kann bei dauerhaftem Unterstützungsbedarf beantragt werden – Voraussetzung für viele weitere Leistungen.
  • Eingliederungshilfe: hilft bei Teilhabe an Kita, Schule und Freizeit.
  • Behindertenausweis: bringt Rechte im Alltag, z. B. bei Mobilität, Steuern, Nachteilsausgleich.
  • Familienunterstützende Dienste: helfen im Alltag, z. B. durch Betreuung oder Entlastung der Eltern.

Beratung und Unterstützung:

  • Frühförderung & SPZ: Erste Ansprechpartner nach der Diagnose.
  • Sozialdienste in Kliniken: helfen beim Überblick über Leistungen.
  • Pflegestützpunkte: bieten kostenlose Beratung zu Anträgen, Pflegegraden und Finanzierung.
  • Selbsthilfegruppen & Familiennetzwerke: ermöglichen Austausch mit anderen Betroffenen.

Warum ist Vernetzung so wichtig?

 

Viele Eltern sagen: „Der Kontakt zu anderen hat uns durch die schwerste Zeit geholfen.“ Austausch bedeutet: Verständnis und emotionale Unterstützung, Praktische Tipps zu Anträgen, Hilfsmitteln, Alltag und das Gefühl, nicht allein zu sein. 

 

SLC6A1 Deutschland möchte Betroffene miteinander verbinden – und ihnen Zugang zu Erfahrungen, Wissen und Gemeinschaft bieten.

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